Freitag 29. März 2024

„Bibi & Tina“ in der SAP Arena: Ein Fest des Miteinanders

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Bei allem, was in der Welt an Hass und Zwietracht herrscht, wäre es den Produzenten Peter Plate und Ulf Leo Sommer ein Leichtes gewesen, ihr Musical zu einem Kinderklassiker wie „Bibi & Tina“ zum großen Wettstreit finsterer Konflikte auszugestalten. Man hätte es den beiden noch nicht einmal übel nehmen können, sind solche dunklen Interpretationen einstmals heiler Welten heute so opportun wie vielfältig.

Und doch haben sich die Macher an dem Gedanken orientiert, der die Filme von Detlev Buck, sowie zahllose Hörspielkassetten, Bücher und Spielutensilien einst so populär machte: Die Leichtigkeit des Schabernacks, die bei allem Streit die Freude über alle Krisen siegen lässt. Dieser Glaube an eine wahre Freundschaft, die alles überstehen kann, lockte insgesamt über 100.000 Kinder zu „Bibi & Tina – Die große Show“ und auch kurz vor dem Tourneefinale in der Mannheimer SAP Arena waren mehr als 4.000 Besucher mit ihren Eltern dabei, als es darum ging, den großen Wettstreit für sich zu entscheiden. Und das ist gar nicht so einfach. Denn was im Deutschen Fernsehen „The Voice“ oder „DSDS“ (Deutschland sucht den Superstar) sind, ist bei Bibi und Tina „GNBFUBIS“, der „Große Nationale Bandwettbewerb Für Unsere Band In Schweden“. Und den zu gewinnen ist nun wahrlich kein Zuckerschlecken. Denn neben der Formation „Vier Gewinnt“, in der Bibi (Eve Rades) und Tina (Vera Weichel) um das ganz große Los kämpfen, gibt es eben auch noch den Sophia und ihre Shoppingqueens und den skrupellosen Geschäftsmann Hans Kakmann, die mit ihren Songs zu überzeugen versuchen. Letzterer gebärdet sich zwar erst einmal wie ein Druide aus dem Wald, hat beim großen Vorentscheid die Öko-Klamotte aber bald wieder abgelegt und sorgt mit goldener Dollar-Kette und viel Bling-Bling mächtig für Aufsehen.

Kaum weniger als Sophia, die nicht nur perfekte Interviews geben kann, sondern – ganz im Britney Spears-Style – auch mächtig sexy performen kann, um sich der Gunst der männlichen Zuschauer sicher zu sein. Da können Susanne Martin und Graf Falko von Falkenstein noch so freundlich moderieren: Bei Tina wird das Lampenfieber so groß, dass sie doch glatt ihren Text vergisst. Ein zweiter Versuch lässt das Applaus-O-Meter zwar fast zerspringen, doch die finstere Chefjurorin Anni-Frid reitet vor allem auf ihren Paragraphen herum, und will zuerst „Vier Gewinnt“ und dann sogar alle Teilnehmer disqualifizieren.

Das Publikum lässt sich das natürlich nicht gefallen und impft der Jurorin mit einem lautstarken „Buh!“ nicht nur seine Meinung ein, sondern steht zu „Up! Up! Up!“ auch wie selbstverständlich von seinen Sitzen auf, tanzt und singt aus vollem Herzen mit und krönt die Hymne auf die Unperfektheit mit reiner Leidenschaft. Dass sich davon nicht nur die Kontrahenten des Wettbewerbs erweichen lassen und zu einem gemeinsamen Song ansetzen, sondern der selbst Anni-Frid so begeistert, dass sie kurzerhand das ganze Ensemble nach Schweden schickt, ist als Happy End zwar ein bisschen einfach gedacht, aber irgendwo auch der konsequente magische Gedanke eines klug inszenierten Musicals, das sich nicht nur farbenfroh und tänzerisch agil präsentiert, sondern der heutigen Perspektivlosigkeit auch mit unbändiger Regenbogenfreude entgegentritt. Wenig ist das nicht.

Text by Markus Mertens / Fotos © by Boris Korpak

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